Springe direkt zu Inhalt

10. Summer School der Digitalen Interview-Sammlungen an der Freien Universität Berlin

Lernen mit Interviews. Video-Interviews mit Überlebenden des Nationalsozialismus in der historisch-politischen Bildungsarbeit.

Sonntag 22. bis Sonntag 29. Juli 2018

Im Juli 2018 richteten die Digitalen Interview-Sammlungen an der Freie Universität Berlin zum zehnten Mal eine Summer School für internationale Nachwuchswissenschaftler(-innen) aus. Im Rahmen der einwöchigen Veranstaltung bekamen 20 Teilnehmer(-innen) eine Einführung in die wissenschaftliche und  didaktische Arbeit mit Oral History-Archiven zum Nationalsozialismus.

Begegnungen mit Überlebenden waren in den vergangenen Jahrzehnten ein wichtiger Bezugspunkt der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus und Holocaust. Inzwischen sind immer weniger Zeug(-inn)en in der Lage, ihre persönlichen Erinnerungen direkt weiterzugeben. Damit kommt dokumentierten Oral History-Interviews eine wachsende Bedeutung zu. So wird in der historisch-politischen Bildungsarbeit, in Museen und Gedenkstätten aber auch in der NS- und Holocaustforschung vermehrt auf die Berichte Überlebender als Quelle zurückgegriffen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden in unterschiedlichen umfassenden Projekten die Lebensgeschichten und Erinnerungen von Überlebenden und Zeug(-inn)en des Nationalsozialismus dokumentiert, erschlossen und für die Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt.
Die Freie Universität Berlin bietet den Zugang zu fünf umfangreichen Oral History-Sammlungen an: dem „Visual History Archive der USC Shoah Foundation“, dem Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“, dem „Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies“ der Yale University, dem Archiv „Refugee Voices“ sowie dem Archiv „Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland“. An der Freien Universität werden seit nunmehr 10 Jahren Bildungsangebote und digitale Lernmaterialien mit lebensgeschichtlichen Video-Interviews, wie z.B. die DVD-Lernsoftware „Zeugen der Shoah“ und die Online-Lernumgebung „Lernen mit Interviews. Zwangsarbeit 1939-1945“ entwickelt.

2018 lag der thematische Schwerpunkt auf der Frage, wie die Themen Nationalsozialismus und Holocaust in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit sinnvoll und zeitgemäß vermittelt werden können. Sie hat aktuelle Kontroversen und Forschungstendenzen im Bereich der Holocaust Education in Deutschland aufgegriffen. So wurden z.B. die besonderen Herausforderungen einer „Erziehung nach Auschwitz“ im Land der Täter(-innen) einerseits und in einer von Migration geprägten Gesellschaft, mit sich diversifizierenden Narrativen, andererseits thematisiert.

Während Interviews mit Überlebenden in Medien und Museen eine hohe Präsenz haben, gibt es noch immer wenig Standards für ihre pädagogische Nutzung. Ein besonderer Fokus des Seminars lag deshalb auf den Chancen und Herausforderungen der Nutzung von Oral History Interviews in der historisch-politischen Bildung. Die Veranstaltung ging den Fragen nach, wie sich ein Lernen mit Video-Zeugnissen von klassischen, meist eher textlastigen Unterrichtskonzepten unterscheidet und wie ein respektvoller Umgang mit den Überlebendenberichten gewährleistet werden kann. Welche spezifischen Analyse- und Interpretationskompetenzen die neuen Quellengattungen der Oral und Visual History erfordern und welche Herausforderungen das an Unterricht und Bildungsarbeit stellt?

Im Rahmen des Workshops wurde dem besonderen Charakter von videografierten Oral History Interviews nachgegangen und nach ihrer Rolle in einer zeitgemäßen historisch-politischen Bildungsarbeit über den Nationalsozialismus und Holocaust gefragt. Wissenschaftliche Vorträge und Übungen informierten über die Theorie und Praxis der Oral History und gaben einen Überblick über den Forschungsstand zu ihrer Nutzung in der historisch politischen Bildung. Das Programm wurde durch Exkursionen zu der Gedenkstätte Ravensbrück und verschiedenen Gedenkorten in Berlin-Mitte ergänzt. Im Rahmen von Gruppenarbeiten hatten die Teilnehmer(-innen) Gelegenheit , sich intensiv mit ausgewählten lebensgeschichtlichen Erinnerungsberichten auseinanderzusetzen und sie wissenschaftlich zu analysieren. Darüber hinaus haben sie eigene Ideen und Konzepte für eine verantwortungsvolle pädagogische Nutzung der Lebensgeschichten entwickelt.

Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Angebot ist Teil des Alumni Programms der Freien Universität. Es richtet sich an Personen, die in der Vergangenheit als internationale Studierende oder Gastwissenschaftler(-innen) ein oder mehrere Semester an einer deutschen Hochschule studiert oder geforscht haben und an der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Oral History zum Nationalsozialismus interessiert sind. Das Programm verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und richtet sich deshalb ausdrücklich nicht nur an Historiker(-innen), sondern genauso an Pädagog(-inn)en, Lehrer(-innen), Museumsmitarbeiter(-innen), Literaturwissenschaftler(-innen), Politolog(-inn)en, Judaist(-inn)en, Psycholog(-inn)en, und alle, die sonst an der Forschung und der pägagogischen Vermittlung der Geschichte des Holocaust interessiert sind.

Team:

Verantwortlich: Verena Nägel
Durchführung: Christina Brüning, Carla MacDougall
Organisation: Peter Kompiel, Juliane Michalowska

Kontakt:

Freie Universität Berlin
Universitätsbibliothek
Center für Digitale Systeme (CeDiS)
Digitale Interview-Sammlungen
Ihnestrasse 24
14195 Berlin

Verena Nägel
Telefon:+49 (0)30 838 525 33