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Neue Publikation "Erzählräume nach Auschwitz"

Die 2013 erschienene Studie "Erzählräume nach Auschwitz: Literarische und videographierte Zeugnisse von Überlebenden der Shoah" analysiert die Bedingungen der Entstehung und Rezeption literarischer und videographierter Zeugnisse von Überlebenden. Auch Videos aus dem Visual History Archive werden betrachtet.

News vom 21.10.2013

Andree Michaelis ist Akademischer Mitarbeiter am Axel Springer-Stiftungslehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Seiner leicht überarbeitete Dissertation behandelt folgende Fragen:

Welche Möglichkeiten, von den Erfahrungen ihrer Verfolgung Zeugnis abzulegen, welche Erzählräume standen ihnen zur Verfügung? Und welchen Einflüssen, welchen Begrenzungen unterlag die narrative Gestaltung ihrer Erinnerungen? Wie waren die Kontexte ihres Erzählens bestellt und wie können wir ihren Berichten als Leser, Zuhörer und Zuschauer gerecht werden?

Die Studie untersucht die lange Suche Überlebender nach Zuhörern und konzentriert sich dabei auf zwei der wichtigsten Zeugnisformen der Nachkriegsgeschichte, die hier erstmals aufeinander bezogen werden: Zum einen geht es um literarische Zeugnisse, die von Überlebenden wie Primo Levi, Jean Améry, Imre Kertész oder Ruth Klüger in höchst unterschiedlicher Form und Absicht verfasst wurden. Zum anderen geht es um die relativ neue Form videographierter Interviews mit Überlebenden, die man vor allem im Laufe der neunziger Jahre gesammelt hat und die uns heute vermehrt in Museen und Unterrichtsräumen begegnet. Anhand von Fallbeispielen werden die Erzählsituationen in beiden Medien genauestens kontextualisiert und analysiert. Damit werden die beiden heute wichtigsten Formen autobiographischer Erinnerung an die nationalsozialistische Vernichtungsgeschichte erstmals in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Es ist der Gedanke leitend, dass wir Überlebenden erst dann richtig zuhören können, wenn wir die diskursiven Bedingungen durchschauen, unter denen ihre Zeugnisse entstanden sind. Erst dann wird es möglich, jenes ursprüngliche Dialogangebot anzunehmen, das uns die Zeugnisse Überlebender auch heute noch entgegenbringen.

Das Buch kann unter http://www.degruyter.com/view/product/224278 bestellt werden.

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