Springe direkt zu Inhalt

Erste Ergebnisse der Studie "Die Lehre über den Holocaust an deutschen Hochschulen"

Lena Kahle und Verena Lucia Nägel präsentieren die Ergebnisse der Studie

Lena Kahle und Verena Lucia Nägel präsentieren die Ergebnisse der Studie

Andreas Nachama, Johannes Tuchel und Christina Isabel Brüning beim Podiumsgespräch

Andreas Nachama, Johannes Tuchel und Christina Isabel Brüning beim Podiumsgespräch

News vom 29.06.2016

Bei der gestrigen Veranstaltung in der Topographie des Terrors präsentierten Lena Kahle und Verena Lucia Nägel vom Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin erste Ergebnisse der empirischen Studie „Die Lehre über den Holocaust an deutschen Hochschulen“. Im anschließenden Podiumsgespräch diskutierten Christina Isabel Brüning, Andreas Nachama und der wissenschaftliche Berater des Projekts, Johannes Tuchel, über die Ergebnisse der Studie und die Herausforderungen der Lehre über den Holocaust in Deutschland.

Um den Status Quo der universitären Vermittlung des Holocaust zu ermitteln und zu beschreiben sowie Besonderheiten und Trends aufzuzeigen, wurden alle Lehrveranstaltungen empirisch erhoben, die in einem Zeitraum von zwei Jahren zum Thema Holocaust an 78 deutschen Hochschulen angeboten wurden. Dazu wurden die online verfügbaren Vorlesungsverzeichnisse nach festgelegten Schlagworten systematisch durchsucht.


Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Nur an wenigen Hochschulen wird regelmäßig ein Grundwissen über den Holocaust vermittelt.
  • Das Lehrangebot ist besonders an Hochschulen, an denen das Thema institutionell verankert ist, signifikant größer als an Hochschulen, bei denen das nicht der Fall ist.
  • An insgesamt 44 der 78 untersuchten Hochschulen war es gar nicht oder nur in einem der vier Semester möglich, eine Veranstaltung über die Realgeschichte des Holocausts zu belegen. Das wirft die Frage auf, wie die Vermittlung eines historischen Grundwissens über das Thema – besonders im Studium für Lehramtsstudierende – gewährleistet werden kann.
  • Ein Großteil der Veranstaltungen über den Holocaust hat einen inhaltlichen Fokus auf wirkungsgeschichtliche Fragestellungen der gesellschaftlichen und politischen bzw. literarischen und medialen Aufarbeitung.
  • Die Verknüpfung der Lehre mit lokal- oder regionalgeschichtlichen Bezügen und Exkursionen zu Gedenkstätten ist ein wesentlicher Bestandteil der universitären Lehre über den Holocaust in Deutschland.
  • Begegnungen mit Überlebenden finden im Rahmen der akademischen Lehre über den Holocaust kaum noch statt. Aufgezeichnete Oral History-Interviews haben entsprechend eine wachsende Bedeutung, dennoch wurde nur in 5% der Veranstaltungen die Nutzung aufgezeichneter Zeitzeugenberichte für die Vermittlung des Themas angekündigt.
  • Auch wenn die Lehre über den Holocaust schwerpunktmäßig im Geschichtsstudium stattfindet, wird das Thema sehr fächerübergreifend gelehrt. Das unterscheidet sie besonders von der Lehre über den Nationalsozialismus, die sich viel stärker auf das Fach Geschichte zentriert.

Diese empirischen Befunde werden im Rahmen des Projekts mittels einer qualitativen Analyse von Experteninterviews weitergehend untersucht.

23 / 100